Montag, 21. Mai 2012

Auszeit vom Reisen oder wie man am besten gar nichts tut…


Lang ist es her seit dem letzten Eintrag, passiert ist einerseits viel, andererseits eigentlich gar nix, deshalb kein blog-Eintrag bisher. Klingt komisch, ist es auch. Irgendwie musste man sich halt mal etablieren in Kanada, was teilweise etwas schwierig war. Zumal sich schon die Einreise in dieses schöne Land gar nicht so einfach gestaltete. Furiosestenst, war nämlich bereits die Abreise in Neuseeland mit einem der Dialoge, die man eigentlich so gar nicht wirklich haben kann: 

Schalterlady Air New Zealand: „Wo ist ihr Ausreiseflug aus Kanada?“
Phil und Kathi: „Hmmm, tja, wir haben keinen Ausreiseflug aus Kanada, weil uns niemand gesagt hat, dass wir sowas brauchen. Könnten ja einfach 1h von Vancouver nach Seattle fahren, dann sind wir schon draußen.“
Schalterlady Air New Zealand: „Seattle ist zwar USA, aber trotzdem Nordamerika, das zählt nicht.“
Phil und Kathi: „Okay, alles klar – wir fliegen in zwei Stunden, was sollen wir ihrer geschätzten Meinung nach jetzt tun?!????“
Schalterlady: „Eines ist fix, wenn ihr keinen Ausreiseflug vorweisen könnt, dann fliegt ihr sicher nicht. Meine geschätzte Meinung ist: geht in das Reisebüro am Flughafen und besorgt euch einen Ausreiseflug irgendwohin, aber Pronto bitteschön!“

Zerknirschung – ja, Verzweiflung – ja, Zeitdruck – jaja. Die besten Voraussetzungen, um erfolgreich das absolut überteuerte Reisebüro in einem Flughafen zu betreten, aus dem immer wieder Leute, die fast den Verstand verlieren mit der Polizei hinaus eskortiert werden, weil sie eine der Angestellten würgen (ließen wir uns im Vertrauen von den Angestellten dort verraten, die meinten: IHR SEID NICHT DIE EINZIGEN DENEN DAS PASSIERT – na gottseidank, das machte alles gleich so viel besser). Tja, die Minuten verstrichen, es wurde gesucht, gefeilt an Daten und Destinationen. Unsere Ansage war klar: „Bittebittebitte, wir brauchen IRGENDEINEN Flug, IRGENDWO HIN, GANZ EGAL, Hauptsache ein Flug raus aus Nordamerika.“ Kann man irgendetwas vielleicht noch PRÄZISER formulieren?!??

Naja, und wenn man so einen präzisen Auftrag erteilt, dann kann eigentlich nur eines herauskommen. Nach dem Motto: Stelle eine präzise Frage, dann erhältst du eine präzise Antwort, stelle IRGENDEINE FRAGE, dann erhältst du eine durchaus interessante Antwort, verließen wir das Reisebüro mit einem Flug nach: JAMAIKA JAMAIKA. Wohin sonst soll man zwei Leute schicken, die einfach aufgrund völliger Desorientierung, Entgleisung, Verzweiflung, Lebensunfähigkeit nach IRGENDETWAS FRAGEN?!? Nach Meinung des Autors ist Jamaika ein Platz wo solche Leute gut aufgehoben sind, wo man nach den furchtbaren Strapazen einer einjährigen Weltreise, nach einem Jahr lang absolut gar nichts tun wirklich noch einmal gut ausspannen kann. Urlaub vom Urlaub quasi, sprich Erholen von der absoluten Erholung, endlich mal Nichts tun statt nichts tun…


Und so startete die große Reise ins unbekannte Land. Ins Land der freundlichsten Menschen auf der Erde, ins Land der Bären, der Elche, der Mounties, wo der Ahornsirup in Strömen fließt, wo alle karierte Hemden tragen, weil ja alle Holzfäller und so….Schneckenhausen…

Grenzoffizier: „Warum wollt ihr 115 Tage in unserem Land bleiben?!?“
Phil und Kathi: „Weil euer Land riesengroß ist???!!!??“
Grenzoffizier: „Ja aber warum 115 Tage?“
Phil und Kathi: „Weil wir können?“ – möp: falsche Antwort. 

Nach dem Erstkontakt mit kanadischer Grenzpolizei dachten sich die beiden noch: naja, etwas forsch der Kunde doch was solls? Müssen halt nachfragen. Finanzen und so. Müssen halt sicherstellen, dass man keinen Scheiss baut in ihrem Land. Nordamerika halt.

Nun ja, es sollte nicht der einzige Kontakt mit der Grenzkontrolle sein, denn nachdem die beiden Weltreisenden ihr Gepäck in Gewahrsam nahmen und Richtung Ausgang trollten, wurden sie irgendwie nochmal umgeleitet in einen anderen Raum mit anderen Rucksacktouristen und einer großen Meute finster drein schauender Uniformierter, die in den darauffolgenden 3 ½ Stunden zu ihren Gefährten werden sollten. 

Lange Gespräche in unentspannter Atmosphäre, das Abkassieren von Notizbüchern, allen elektronischen Geräten inklusive ipods, Laptop, Eskorte beim Klogang, Fragen über Fragen, doch nie der Hauch einer Antwort warum dieses ganze Szenario so stattfindet wie es stattfindet, sollten die Zeit bestmöglich vertreiben. Mitten unter den ganzen Befragungen (anfangs war es ja wirklich noch lustig) fühlte man sich dann echt schon schuldig, als ob man etwas verbrochen hätte – auf einmal nichts mehr mit Karma und so, alles Schnee von gestern – auf hinter schwedische Gardinen, das war es wohl was jetzt kommen würde…schlimm das…

Aber irgendwann war es dann soweit: „Danke für ihre Kooperation, auf Wiedersehen“, die absolut schmeichelnden Worte des netten Grenzoffiziers und dann waren die beiden irgendwie draußen aus dem Flughafen. Schräge Sache, kann einem irgendwie schon mal die ganze Laune auf einen Schlag vermiesen. Aber zum Glück sind Grenzoffiziere - die ja eigentlich nur ihre Arbeit verrichten, zwar nicht auf die Prince Charming-Weise, aber andererseits muss man sagen: uns wurden zumindest keine Handschellen angelegt – nicht repräsentativ für die restliche Bevölkerung und so konnte die beiden Traveller während der ersten Woche auch eine Menge kurioser, witziger, spannender Erfahrungen in diesem multikulturellen Land mitnehmen. Persische, Indische, Pakistanische Autohändler, polnische, syrische und tschechische Automechaniker, allesamt liebenswerte Menschen mit fantastischen Dialekten.

Tja und weil Autokauf ganz oben auf der Prioritätsliste stand wurde das dann eben auch zuerst erledigt, man wurde nach langem hin und her fündig und plötzlich war er da: genannt Bill, ein SUV wie er im Buche steht. Gekauft von einem indischen Autohändler, der meinte, wenn er den beiden das Auto für diesen Preis und zu diesen Konditionen verkauft, dann ist ein bisschen gutes Karma für alle drin. Recht lustig muss man sagen, zumal über Karma schon viel nachgedacht wurde. Klingt nicht komisch, ist es aber. 


The hell of a car: Bill the north-american-highway-outdoor-dream!
 

Tja und so wurde die erste Woche in Vancouver halt verbracht: Wohnen bei einer Couchsurferin in eine riesengroßen Künstlerkommune, vom Maler bis zum Möbelmacher bis zum Tierfotografen bis zum Musiker, bis zum Landschaftsarchitekten – eines kann man mit Sicherheit sagen: allesamt völlig verrückt, teilweise ein wenig zum Angst haben, aber nur ein wenig. Starke Persönlichkeiten quasi, sprich einfach etwas anders.

Den ganzen Staff von dem sich die beiden in Neuseeland getrennt haben beim Autoverkauf mussten sie natürlich wieder anschaffen – war der Plan doch: Hinaus in die Campingnatur zu Elch und Bär. Und bei all den Sachen die man brauchte war es natürlich in jederlei Hinsicht tip top, dass der Herr Ikea auch in Kanada super am Start ist. Man glaubt gar nicht wie zu Hause man sich fühlen kann, wenn man in einen Shops geht, in dem es 1 zu 1 genauso riecht, aussieht und man natürlich für den kleinen Hunger zwischendurch 15 Fleischbällchen mit Preiselbeeren und Fritten einimpfen kann.

Und dann war es auf einmal soweit, noch kurz die Geldbörse stehlen lassen der liebe Pipi, damit man das auch endlich abhaken konnte, nachdem in dieser Hinsicht ja noch ganz unspektakulär auf der bisherigen Reise, die Vancouver Polizei kennengelernt, die Einsicht erlangt, dass wenn es mal anbrennt und man die langen Finger im Geschäft auspacken müsste, weil keine andere Möglichkeit mehr, dann macht das auch nix, weil die Überwachungskameras völlig sinnlos sind und man darauf sowieso nix sieht. (Nein die beiden sind nicht unter die Langfinger gegangen, aber Pipis Börserl wurde im Supermarkt an der Kasse gestohlen und die Erleichterung darüber, dass es Überwachungskameras gab währte nur solange bis oben angeführte Erkenntnisse erlangt wurden.)

Und dann ging es ab nach Squamish, Klettereldorado und Boulderparadis in British Columbia, nicht allzu weit von Vancouver entfernt. Tja, würd ja alles ziemlich toll klingen und so, wäre da nicht das liebe Wetter: Und mit Dauerregen, Schneefall bis in die Niederungen usw. war Campen und Klettern und so natürlich nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Was tut man in dem Fall? Man nimmt besagte Auszeit vom Reisen und schafft sich ein zu Hause. Wie macht man sowas ist die Frage? Tja, man sucht sich ein Couchsurfer-Pärchen, bleibt für ein paar Tage in ihrem Appartment und macht dann einen Deal, dass man das Zimmer auf unbestimmte Zeit mieten kann. Gut für alle – junges Pärchen kriegt ein bisschen mehr Kohle, für die beiden Traveller verglichen mit Hotel oder sogar Campingplatz die absolute Budgetlösung und somit wurde die Couch im Wohnzimmer samt Playstation, großartigem Film- und Serienrepertoire  aber sowas von okkupiert. Nicht schlecht Herr Specht kann man da nur sagen.

Und so lebte man halt in die Tage rein, ein bisschen Fernschauen da, ein bisschen Laufen dort, ein wenig kochen da, mit dem Kater des Hauses spielen und so und schon fühlte man wie er herein marschiert der Herr Alltagstrott. Nur mit dem Unterschied nicht arbeiten zu müssen, wie eben zu Hause im gelobten Land. Hat ihnen das gefallen den beiden Adventure-Freaks, den beiden Outdoorspezialisten? Der Dier-Kathi, die nach dem Motto lebt: wenn ich eine Woche keinen Meeressäuger zu Gesicht bekomme, bin ich nicht mehr lebensfähig. Dem Phil, der eigentlich mit den großen Problemen des Lebens dealt wie Wurm im Fuß, Abszess im anderen Fuß, aber trotzdem nicht aufgeben will und sich in 60km Races schmeisst...

... Ja es hat ihnen gefallen, wenn auch irgendwie nur bedingt. Aber der Mensch ist halt ein furchtbares Gewohnheitstier und die Möglichkeit sich auf einer Couch zu breiten und mehr oder minder einfach mal gar nichts, vielleicht sogar weniger als nichts zu tun war halt irgendwie verlockend. Wobei beide tief im Hinterkopf wussten, dass es auf Dauer nicht funktionieren kann, weil Nix-Tun auf Dauer zermürbend ist. Produktivität ist nach wie vor der Schlüssel muss man einfach sagen. Mach etwas und fühle dich gut, lieg herum und denk darüber nach etwas zu machen und fühle dich: naja, nicht so gut. 

Und je mehr diese Gedanken reifen konnten, desto mehr waren die beiden dann für Tagesausflüge unterwegs um zu Bouldern, Wandern, Schwimmen, Laufen etc.


Ja wenn der Holler blüht, dann blüht er auch in Kanada.


In the background: the chief - Inbegriff eines Kletterfelsens...

Prächtiger Ausblick auf Squamish von einem der Chief-Gipfel.

In Kanada wachsen Bäume auch aus Felsen (wer braucht schon Erde zum Wurzeln?!?)

Engl.: Chipmunk, dtsch.: Streifenhörnchen.

Freund Eichhörnchen, beim Mittagessen, beim Dritten. Viele Bäume viele Zapfen.

Schlaaaaangeeeeeee!!!!!!!!!!!

Es grünt so grün wenn Kanadas Blüten blühen.


Bürgen für Badespaß, einsame kanadische Bergseen.

Where were the times, when we dindn´t drive back to our couch after a hike?!????


Für alle Insider: ohne Worte....für alle nicht-Insider bzw. Freunde des schlechten Geschmacks:



Doch konnten sie sich noch nicht vom sicheren Hafen (der Couch) trennen und so vergingen die Tage und Wochen und plötzlich war es fast Ende Mai und man hatte außer Vancouver und Squamish noch nichts gesehen und da fiel die Entscheidung: 

zurück INTO THE WILD…..

...to be continued…

1 Kommentar:

  1. hey ihr 2woa. euer nix tun hört sich aber volle spannend an, voll das abenteuer u wieder mal voll geil erzählt. wohoooo. ajo u voll das schnittige gefährt für die gefährten, da könnts ordentlich gas geben auf den straßen von kanadien. bussales aus euratsföd! (aba nimma long, weil am sonntag gehts dann zu den spaghetti-fressern :))

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