Lang ist es her seit dem letzten Eintrag, passiert ist
einerseits viel, andererseits eigentlich gar nix, deshalb kein blog-Eintrag
bisher. Klingt komisch, ist es auch. Irgendwie musste man sich halt mal
etablieren in Kanada, was teilweise etwas schwierig war. Zumal sich schon die
Einreise in dieses schöne Land gar nicht so einfach gestaltete. Furiosestenst,
war nämlich bereits die Abreise in Neuseeland mit einem der Dialoge, die man
eigentlich so gar nicht wirklich haben kann:
Schalterlady Air New
Zealand: „Wo ist ihr Ausreiseflug aus Kanada?“
Phil und Kathi: „Hmmm,
tja, wir haben keinen Ausreiseflug aus Kanada, weil uns niemand gesagt hat,
dass wir sowas brauchen. Könnten ja einfach 1h von Vancouver nach Seattle
fahren, dann sind wir schon draußen.“
Schalterlady Air New
Zealand: „Seattle ist zwar USA, aber trotzdem Nordamerika, das zählt nicht.“
Phil und Kathi: „Okay,
alles klar – wir fliegen in zwei Stunden, was sollen wir ihrer geschätzten
Meinung nach jetzt tun?!????“
Schalterlady: „Eines
ist fix, wenn ihr keinen Ausreiseflug vorweisen könnt, dann fliegt ihr sicher
nicht. Meine geschätzte Meinung ist: geht in das Reisebüro am Flughafen und
besorgt euch einen Ausreiseflug irgendwohin, aber Pronto bitteschön!“
Zerknirschung – ja, Verzweiflung – ja, Zeitdruck – jaja. Die
besten Voraussetzungen, um erfolgreich das absolut überteuerte Reisebüro in
einem Flughafen zu betreten, aus dem immer wieder Leute, die fast den Verstand
verlieren mit der Polizei hinaus eskortiert werden, weil sie eine der
Angestellten würgen (ließen wir uns im Vertrauen von den Angestellten dort
verraten, die meinten: IHR SEID NICHT DIE EINZIGEN DENEN DAS PASSIERT – na
gottseidank, das machte alles gleich so viel besser). Tja, die Minuten
verstrichen, es wurde gesucht, gefeilt an Daten und Destinationen. Unsere
Ansage war klar: „Bittebittebitte, wir brauchen IRGENDEINEN Flug, IRGENDWO HIN,
GANZ EGAL, Hauptsache ein Flug raus aus Nordamerika.“ Kann man irgendetwas
vielleicht noch PRÄZISER formulieren?!??
Naja, und wenn man so einen präzisen Auftrag erteilt, dann
kann eigentlich nur eines herauskommen. Nach dem Motto: Stelle eine präzise
Frage, dann erhältst du eine präzise Antwort, stelle IRGENDEINE FRAGE, dann
erhältst du eine durchaus interessante Antwort, verließen wir das Reisebüro mit
einem Flug nach: JAMAIKA JAMAIKA. Wohin sonst soll man zwei Leute schicken, die
einfach aufgrund völliger Desorientierung, Entgleisung, Verzweiflung,
Lebensunfähigkeit nach IRGENDETWAS FRAGEN?!? Nach Meinung des Autors ist
Jamaika ein Platz wo solche Leute gut aufgehoben sind, wo man nach den
furchtbaren Strapazen einer einjährigen Weltreise, nach einem Jahr lang absolut
gar nichts tun wirklich noch einmal gut ausspannen kann. Urlaub vom Urlaub
quasi, sprich Erholen von der absoluten Erholung, endlich mal Nichts tun statt
nichts tun…
Und so startete die große Reise ins unbekannte Land. Ins
Land der freundlichsten Menschen auf der Erde, ins Land der Bären, der Elche,
der Mounties, wo der Ahornsirup in Strömen fließt, wo alle karierte Hemden
tragen, weil ja alle Holzfäller und so….Schneckenhausen…
Grenzoffizier: „Warum wollt ihr 115 Tage in unserem Land
bleiben?!?“
Phil und Kathi: „Weil euer Land riesengroß ist???!!!??“
Grenzoffizier: „Ja aber warum 115 Tage?“
Phil und Kathi: „Weil wir können?“ – möp: falsche Antwort.
Nach dem Erstkontakt mit kanadischer Grenzpolizei dachten
sich die beiden noch: naja, etwas forsch der Kunde doch was solls? Müssen halt
nachfragen. Finanzen und so. Müssen halt sicherstellen, dass man keinen Scheiss
baut in ihrem Land. Nordamerika halt.
Nun ja, es sollte nicht der einzige Kontakt mit der
Grenzkontrolle sein, denn nachdem die beiden Weltreisenden ihr Gepäck in
Gewahrsam nahmen und Richtung Ausgang trollten, wurden sie irgendwie nochmal
umgeleitet in einen anderen Raum mit anderen Rucksacktouristen und einer großen
Meute finster drein schauender Uniformierter, die in den darauffolgenden 3 ½
Stunden zu ihren Gefährten werden sollten.
Lange Gespräche in unentspannter Atmosphäre, das Abkassieren
von Notizbüchern, allen elektronischen Geräten inklusive ipods, Laptop, Eskorte
beim Klogang, Fragen über Fragen, doch nie der Hauch einer Antwort warum dieses
ganze Szenario so stattfindet wie es stattfindet, sollten die Zeit bestmöglich
vertreiben. Mitten unter den ganzen Befragungen (anfangs war es ja wirklich
noch lustig) fühlte man sich dann echt schon schuldig, als ob man etwas
verbrochen hätte – auf einmal nichts mehr mit Karma und so, alles Schnee von gestern
– auf hinter schwedische Gardinen, das war es wohl was jetzt kommen
würde…schlimm das…
Aber irgendwann war es dann soweit: „Danke für ihre
Kooperation, auf Wiedersehen“, die absolut schmeichelnden Worte des netten
Grenzoffiziers und dann waren die beiden irgendwie draußen aus dem Flughafen.
Schräge Sache, kann einem irgendwie schon mal die ganze Laune auf einen Schlag
vermiesen. Aber zum Glück sind Grenzoffiziere - die ja eigentlich nur ihre
Arbeit verrichten, zwar nicht auf die Prince Charming-Weise, aber andererseits
muss man sagen: uns wurden zumindest keine Handschellen angelegt – nicht
repräsentativ für die restliche Bevölkerung und so konnte die beiden Traveller
während der ersten Woche auch eine Menge kurioser, witziger, spannender
Erfahrungen in diesem multikulturellen Land mitnehmen. Persische, Indische,
Pakistanische Autohändler, polnische, syrische und tschechische Automechaniker,
allesamt liebenswerte Menschen mit fantastischen Dialekten.
Tja und weil Autokauf ganz oben auf der Prioritätsliste
stand wurde das dann eben auch zuerst erledigt, man wurde nach langem hin und
her fündig und plötzlich war er da: genannt Bill, ein SUV wie er im Buche
steht. Gekauft von einem indischen Autohändler, der meinte, wenn er den beiden
das Auto für diesen Preis und zu diesen Konditionen verkauft, dann ist ein
bisschen gutes Karma für alle drin. Recht lustig muss man sagen, zumal über
Karma schon viel nachgedacht wurde. Klingt nicht komisch, ist es aber.
The hell of a car: Bill the north-american-highway-outdoor-dream! |
Tja und so wurde die erste Woche in Vancouver halt
verbracht: Wohnen bei einer Couchsurferin in eine riesengroßen Künstlerkommune,
vom Maler bis zum Möbelmacher bis zum Tierfotografen bis zum Musiker, bis zum
Landschaftsarchitekten – eines kann man mit Sicherheit sagen: allesamt völlig
verrückt, teilweise ein wenig zum Angst haben, aber nur ein wenig. Starke
Persönlichkeiten quasi, sprich einfach etwas anders.
Den ganzen Staff von dem sich die beiden in Neuseeland
getrennt haben beim Autoverkauf mussten sie natürlich wieder anschaffen – war der
Plan doch: Hinaus in die Campingnatur zu Elch und Bär. Und bei all den Sachen
die man brauchte war es natürlich in jederlei Hinsicht tip top, dass der Herr
Ikea auch in Kanada super am Start ist. Man glaubt gar nicht wie zu Hause man
sich fühlen kann, wenn man in einen Shops geht, in dem es 1 zu 1 genauso
riecht, aussieht und man natürlich für den kleinen Hunger zwischendurch 15
Fleischbällchen mit Preiselbeeren und Fritten einimpfen kann.
Und dann war es auf einmal soweit, noch kurz die Geldbörse
stehlen lassen der liebe Pipi, damit man das auch endlich abhaken konnte,
nachdem in dieser Hinsicht ja noch ganz unspektakulär auf der bisherigen Reise,
die Vancouver Polizei kennengelernt, die Einsicht erlangt, dass wenn es mal anbrennt
und man die langen Finger im Geschäft auspacken müsste, weil keine andere
Möglichkeit mehr, dann macht das auch nix, weil die Überwachungskameras völlig
sinnlos sind und man darauf sowieso nix sieht. (Nein die beiden sind nicht
unter die Langfinger gegangen, aber Pipis Börserl wurde im Supermarkt an der
Kasse gestohlen und die Erleichterung darüber, dass es Überwachungskameras gab
währte nur solange bis oben angeführte Erkenntnisse erlangt wurden.)
Und dann ging es ab nach Squamish, Klettereldorado und
Boulderparadis in British Columbia, nicht allzu weit von Vancouver entfernt.
Tja, würd ja alles ziemlich toll klingen und so, wäre da nicht das liebe
Wetter: Und mit Dauerregen, Schneefall bis in die Niederungen usw. war Campen
und Klettern und so natürlich nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Was tut
man in dem Fall? Man nimmt besagte Auszeit vom Reisen und schafft sich ein zu
Hause. Wie macht man sowas ist die Frage? Tja, man sucht sich ein
Couchsurfer-Pärchen, bleibt für ein paar Tage in ihrem Appartment und macht
dann einen Deal, dass man das Zimmer auf unbestimmte Zeit mieten kann. Gut für
alle – junges Pärchen kriegt ein bisschen mehr Kohle, für die beiden Traveller
verglichen mit Hotel oder sogar Campingplatz die absolute Budgetlösung und somit
wurde die Couch im Wohnzimmer samt Playstation, großartigem Film- und Serienrepertoire
aber sowas von okkupiert. Nicht schlecht
Herr Specht kann man da nur sagen.
Und so lebte man halt in die Tage rein, ein bisschen Fernschauen
da, ein bisschen Laufen dort, ein wenig kochen da, mit dem Kater des Hauses
spielen und so und schon fühlte man wie er herein marschiert der Herr
Alltagstrott. Nur mit dem Unterschied nicht arbeiten zu müssen, wie eben zu
Hause im gelobten Land. Hat ihnen das gefallen den beiden Adventure-Freaks, den
beiden Outdoorspezialisten? Der Dier-Kathi, die nach dem Motto lebt: wenn ich
eine Woche keinen Meeressäuger zu Gesicht bekomme, bin ich nicht mehr
lebensfähig. Dem Phil, der eigentlich mit den großen Problemen des Lebens dealt
wie Wurm im Fuß, Abszess im anderen Fuß, aber trotzdem nicht aufgeben will und
sich in 60km Races schmeisst...
... Ja es hat ihnen gefallen, wenn auch irgendwie nur bedingt.
Aber der Mensch ist halt ein furchtbares Gewohnheitstier und die Möglichkeit
sich auf einer Couch zu breiten und mehr oder minder einfach mal gar nichts,
vielleicht sogar weniger als nichts zu tun war halt irgendwie verlockend. Wobei
beide tief im Hinterkopf wussten, dass es auf Dauer nicht funktionieren kann,
weil Nix-Tun auf Dauer zermürbend ist. Produktivität ist nach wie vor der
Schlüssel muss man einfach sagen. Mach etwas und fühle dich gut, lieg herum und
denk darüber nach etwas zu machen und fühle dich: naja, nicht so gut.
Und je mehr diese Gedanken reifen konnten, desto mehr waren
die beiden dann für Tagesausflüge unterwegs um zu Bouldern, Wandern, Schwimmen,
Laufen etc.
Ja wenn der Holler blüht, dann blüht er auch in Kanada. |
In the background: the chief - Inbegriff eines Kletterfelsens... |
Prächtiger Ausblick auf Squamish von einem der Chief-Gipfel. |
In Kanada wachsen Bäume auch aus Felsen (wer braucht schon Erde zum Wurzeln?!?) |
Engl.: Chipmunk, dtsch.: Streifenhörnchen. |
Freund Eichhörnchen, beim Mittagessen, beim Dritten. Viele Bäume viele Zapfen. |
Schlaaaaangeeeeeee!!!!!!!!!!! |
Es grünt so grün wenn Kanadas Blüten blühen. |
Bürgen für Badespaß, einsame kanadische Bergseen. |
Where were the times, when we dindn´t drive back to our couch after a hike?!???? |
Für alle Insider: ohne Worte....für alle nicht-Insider bzw. Freunde des schlechten Geschmacks: |
Doch konnten sie sich noch nicht vom sicheren Hafen (der Couch) trennen
und so vergingen die Tage und Wochen und plötzlich war es fast Ende Mai und man
hatte außer Vancouver und Squamish noch nichts gesehen und da fiel die
Entscheidung:
zurück INTO THE WILD…..
...to be continued…
hey ihr 2woa. euer nix tun hört sich aber volle spannend an, voll das abenteuer u wieder mal voll geil erzählt. wohoooo. ajo u voll das schnittige gefährt für die gefährten, da könnts ordentlich gas geben auf den straßen von kanadien. bussales aus euratsföd! (aba nimma long, weil am sonntag gehts dann zu den spaghetti-fressern :))
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